Samstag, 3. Juli 2021

Austria eXtreme Triathlon / 26.06.2021

Michael Kohlhofer

Der Austria eXtreme Triathlon fand heuer am 26.06.2021 erstmals im Rahmen der Extreme Triathlon Series statt, bei der fünf Extreme Triathlons in fünf verschiedenen Ländern teilnehmen. Für das KSV TriTeam Kapfenberg startete dieses Jahr Michael Kohlhofer. Der Austria eXtreme Triathlon sollte bis dato mein längstes und härtestes Rennen werden - sei es in Bezug auf die Zeit, die Distanz oder auch auf die Höhenmeter. Insgesamt sind bei diesem außergewöhnlichem Rennen 3.8km schwimmend in der Mur, 186.6km am Rad von Graz in das Ennstal und 43.6km im Laufschritt weiter zur Dachtein-Gondelstation, insgesamt gespickt mit 5800hm, zu bewältigen. 



Pünktlich um 01:45 verließ ich mein Bett, um nach dem Frühstück mit meinem Supporter Andreas Patek zeitlich um 03:15 in der Wechselzone in Feldkirchen bei Graz einzutreffen. Dort wurde erstmals der GPS-Tracker ausgefasst, der es ermöglichte, die Athleten während des gesamten Rennens (auch während des Schwimmens!!!) digital zu verfolgen. Nach dem Aufbau meines Wechselplatzes gingen wir dann alle gemeinsam noch 200m am Murufer stromaufwärts in Richtung Schwimmstart. Genau um 04:30 fiel dann der Startschuss, der einen - für uns 50 Athleten - sehr langen, harten, aber auch schönen Tag einleitete. Die Schwimmstrecke führte in der 17°C „warmen“ Mur anfangs 200m stromaufwärts zur ersten Boje. Bis dorthin gab es trotz der wenigen Starter und der langen Strecke die wohlbekannten „Wasserkämpfe“, wo ich schon den einen oder anderen Tritt kassierte. Danach ging es erstmals 2km stromabwärts, die ich in der breiten Mur relativ einsam zurücklegte. Diese 2km waren zugleich die schnellsten 2km, die ich im Wasser aus eigener Körperkraft jemals zurücklegte. Nach der 5. Boje hieß es dann aber auch schon leider wieder kehrt machen, um stromaufwärts in Richtung Wechselzone zu schwimmen. Hier konnte ich auf die erste größere Schwimmgruppe aufschließen und rang mich am rechten Flußufer im Kampf mit großen Steinen und hereinragenden Ästen auf Platz 21 vor. Das 3,8km lange Flußschwimmen war für mich aufgrund des fehlenden Schwimmtrainings, den Wassertemperaturen und der Strömung im Vorfeld eine kleine Unsicherheitskomponente, die mir fast „Angst“ oder besser große Ehrfurcht einjagte. Abschließend kann ich nur sagen, dass dieser Teil des Rennens einer der schönsten und spannendsten Erlebnisse in meinem Leben war. Überraschenderweise konnte ich dieses Abenteuer in einer für mich sehr schnellen Zeit von 1:11:54 abschließen. 


Kurz vor 06:00 morgens saß ich dann am Rad und mir wurde klar, dass ich dieses auch nicht so schnell verlassen werden würde - vor mir lagen 3900hm. Im Vorfeld dieses Rennens habe ich eine Ernährungsstrategie ausgearbeitet und mit meinen beiden Supportern - inzwischen ist auch Thomas Schirnhofer als Navigator zu uns gestoßen - genaue Stationen fixiert, wo und wann ich meine Ernährung von ihnen bekomme. Gerade die Tatsache, das gesamte Rennen mit Freunden - den Supportern - zu absolvieren, macht es zu etwas ganz Besonderen. Am Rad ging es für mich erstmals durch den Teigitschgraben nach Köflach und von dort über die erste „Bergwertung“ auf das Gaberl (km71). Ich fühlte mich richtig stark und konnte bis dorthin 10 andere Athleten überholen. 


Kurz vor der Passhöhe besuchte mich auch unser KSV-Kollege Philipp Jantscher und begleitet mich im Zebrakostüm zusammen mit meinen Supportern im Laufschritt auf die 1551hm. Bei der Abfahrt traf ich dann auf den nächsten KSV-Kollegen Andreas Tischler, der mich lauthals anfeuerte. Weiter ging die Strecke über Fohnsdorf, wo mich erstmals meine Familie anfeuerte, Pöls, Oberzeiring nach Oberwölz. Mittlerweile befand ich mich bei km138 und hatte schon 2700hm in den Beinen. Es war - abgesehen von meinem großartigen Support - ein sehr einsames Rennen, da ich seit dem Gaberl auf keine anderen Athleten mehr stieß. Lediglich ein Kombi, aus dem des Öfteren eine Kamera ragte, erinnerte mich daran, dass ich mich in einem Rennen befand. Auch Georg - ein weiteres Familienmitglied - fuhr des Öfteren mal vor und machte tolle Pics von mir am Rad. 


Nachdem ich den vorletzten Anstieg nach Schönberg hinter mir hatte kam ich bei km154,5 nach Schöder. Dort signalisiert eine riesige gelbe Tafel schon von Weitem, dass es nun auf den Sölkpass geht. Bevor ich die letzten 900hm in Angriff nahm, pushte mich in der Kurve, die in Richtung Berg zeigte, meine Familie nochmals und informierte mich, dass der nächste Athlet - Andreas Wünscher - nicht mehr weit vor mir ist. Diese Tatsache motivierte mich nochmals unheimlich, da ich wusste, dass Andreas dieses Rennen im Jahr 2019 bereits sehr weit vorne finishen konnte. Es dauerte nicht lange und ich überholte Andreas nach ca. 5min. Immer wieder besuchten mich auf diesem sehr, sehr harten letzten Anstieg meine „Fans“ und feuerten mich an. Bis zur Passhöhe auf 1788hm konnte ich 3 weitere Athleten überholen und freute mich nach 167km über die Tatsache, dass ich an diesem Tag keine Höhenmeter am Rad mehr zurücklegen muss - an dieser Stelle fiel ich vor lauter Anstrengung bereits fast vom Rad. Nach 7:04:52 kam ich dann an 7. Stelle liegend in die Wechselzone in Großsölk an. 

Dort erwartete mich bereits mein tolles Supporter-Team. Aus Komfort-Gründen entschloss ich mich an dieser Stelle mein Laufgewand anzuziehen. Nach einer kurzen Versorgung startete ich dann in der Mittagshitze bei über 30°C in mein Lauf-Abenteuer. Die Laufstrecke hatte es in den ersten 4km in sich. Hier ging es in die Strubschlucht, wo man am Ende einen sehr steilen Anstieg über einen Grashang zurücklegen musste - mit Straßenschuhen durchaus eine Challeng. Aus taktischen Gründen lief ich nämlich die ersten 27km mit den leichten Straßenschuhen, da es hier auch relativ flach und der Bodenbelag meist asphaltiert war. 


Ab km4 ging es dann aber dahin… mit einer Pace von 4:10 bis 4:20 min/km lief ich dann relativ locker bis Reith hinunter und konnte an dieser Stelle sogar den am 6. Rang liegenden Athleten überholen. Danach kam hügeliges, aber gut laufbares Terrain - die Strecke war einfach unglaublich schön - eine Tatsache, die ich sogar unter diesen Strapazen genießen konnte. Bei der ersten Labestation meines Supporter-Teams bei km10,5 (Moosheim) konnte ich auf meiner Uhr - trotz einigen Höhenmetern - stolz eine Durchschnittspace von ca. 5min/km ablesen. Bis km20 ging es dann sehr flach entlang des Ennsradweges über Pruggern und Aich weiter. Anspruchsvoll wurde es dann ab Weißenbach. Von dort an ging es hauptsächlich auf Forststraßen, oftmals sehr steil, weiter und ich musste sogar hin und wieder in den Gehschritt wechseln.


In der Silberkarklamm dann bei km27 hatte ich bereits ca. 900hm hinter mir, konnte aber bis dorthin noch eine mittlere Pace von <6min/km aufrecht erhalten. Hier war zugleich auch der Checkpoint, von wo an mich mein Supporter Andreas läuferisch begleiten musste. Auch einiges an Equipment (Rucksack etc.) war ab hier vorgeschrieben, was direkt vor Ort kontrolliert wurde. Gemeinsam mit Andreas lief ich dann eine wunderschöne Strecke rauf in Richtung Ramsau. Die unbeschreiblich schöne und beeindruckende Landschaft ließ mich die gesamte Laufstrecke immer lächeln. Wunderschön schlängelte sich die Strecke über Kuh- und Pferdeweiden durch die schöne Ramsau. Beim GH Edelbrunn wurden wir dann nochmals von Thomas und meiner Familie empfangen, wo wir mit Trinken und einem eiskalten Kübel Wasser versorgt wurden.  Ab hier ging es dann wirklich nur mehr bergauf. Über einen schönen Wanderweg kreuzten wir dann bei km 39 die Mautstraße in Richtung Dachstein, wo uns mein riesiges Supporter-Team ein letztes Mal mit tosendem Applaus empfang. Die letzten Kilometer führten uns dann auf die höchste Stelle des Rennens - auf die Südwandhütte auf 1910hm. Als wir diesen Checkpoint erreichten wurde mir langsam klar, was ich bzw. wir an diesem Tag geleistet haben. Überglücklich und dankbar, dieses Abenteuer einmal erleben zu dürfen, bestellten Andreeas und ich auch noch ein Stamperl Zirbe und stießen gemeinsam mit dem Wirt auf unsere Leistung an. Die letzten 1,5km runter zur Gondelstation, wo das Ziel auf uns wartete, waren nur noch reinster Genuss - mit dem Wissen, den Austria eXtreme Triathlon am 6. Rang zu beenden. Gemeinsam mit Andreas beendete ich diese unglaublich harte, aber schöne Veranstaltung nach genau 13:47:35 und hielt überglücklich das Zielband in der Hand.

MK






 

 

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