der Weg zu meiner ersten Langdistanz startete bereits im
Juni 2023, als ich mit viel Glück einen Startplatz innerhalb jener 30
Sekunden
sichern konnte, in denen das Rennen ausverkauft war. Schon in den Tagen
vor dem
Rennen wurde vor Ort die Dimension des Rennens klar. Eine unfassbar
große Messe mit
allen Ausstellern der Szene (und darüber hinaus), Merchandise Angebot
wie
bei der Fußball-Europameisterschaft, lange Schlangen an der
Registrierung. Weite Wege und Verkehrschaos inklusive. Roth, ein Ort in
etwa der Größe von
Kapfenberg, machte sich bereit für einen Renntag mit 3.500
Einzelstartern, 650
Staffeln und über hunderttausend Zuschauer.
Das Rennen startete für mich um 07:20 Uhr in Startgruppe 9.
Der „Rolling Massenstart“ sieht in Roth vor, dass die über 4.000 Teilnehmer in
21 Startgruppen á ca. 200 Personen ins Wasser gehen. Dies funktionierte hervorragend,
sodass ich ein entspanntes Schwimmen ohne Ellenbogenkämpfe hatte und rasch in
meinen Rhythmus kam. Trotz guter Ideallinie stieg ich nach über 4.000m und
1:11h planmäßig aus dem Kanal.
Auf der Radstrecke galt es, zweimal die wellige 90 Kilometer
Runde zu bewältigen, die insgesamt rund 1.400 Höhenmeter bereithielt,
allerdings ohne wirklich ernsthaften Anstieg. Bei rund 14-16 Grad setzte während
der ersten Radrunde für eine Stunde stärkerer Regen ein, sodass es leider zu
vielen Stürzen kam und man aufpassen musste, nicht auszukühlen. Highlight jeder
Runde ist der berühmte Solarer Berg, ein eigentlich unscheinbarer Ortsausgang,
der am Renntag von tausenden Zuschauern bevölkert wird und den Athleten durch
ein Menschspalier absolute Gänsehautmomente garantiert, wie man es sonst von einer
Bergankunft der Tour de France kennt. Ich konnte insgesamt mein Pacing gut einteilen und stieg
nach 5:28h vom Rad und wechselte in die Laufschuhe.
Das Sub11-Finish in meinem Hinterkopf war damit durchaus möglich. Die ersten 25 Kilometer der Laufstrecke führen über zwei Out-and-back Schleifen am Main-Donau-Kanal auf einem Schotterweg. Hier konnte ich meine geplante Pace weiterhin gut halten. Gegen Ende des Kanals schaute der Mann mit dem Hammer allerdings früher vorbei als erhofft und die Kohlenhydrate wollten auch nicht mehr in voller Menge in den Magen, sodass ich jeweils an den Verpflegungsstationen Gehpausen einlegte und auch die Beine für meine Splits nicht mehr reichten. Nach dem stimmungsvollen Abschnitt durchs Stadtzentrum folgte ein rund 3 Kilometer langer Anstieg nach Büchenbach bis Kilometer 35, ehe es wieder zurück nach Roth ging. Bei Kilometer 38 lief dann Jonas Deichmann auf, der gerade seine 120 Langdistanzen in 120 Tagen absolviert und vor Ort noch mehr gefeiert wird als die Profis. Ich ergriff die Chance und hängte mich an, sodass die erneute Durchquerung des Stadtzentrums eine besonders frenetische war. Während Jonas Deichmann dann noch einen Interview-Stopp einlegte, ging es für mich schon in den Zielkanal und das eigens aufgebaute Finish Line-Stadion. 11:13h standen am Ende auf der Uhr und damit zwar etwas länger als erhofft, dafür hatte ich über weite Teile des Rennens einen großartigen Tag, Spaß am Triathlon und konnte mir den Traum eines Finishs in Roth erfüllen.
Johannes mit Extremsportler Jonas Deichmann |