Am Samstag, 30.Juni 2018 um 01:00 in der Nacht war
es endlich soweit, Start des Stubai Ultratrails mit 63 km und 5.100 hm
bergauf und 2.500 hm bergab - Philipp Jantscher stellte sich der Herausforderung!
Philipp berichtet uns von seinen Eindrücken:
Die Strecke:
Gestartet wurde vorm Landestheater in Innsbruck,
vorbei bei der Bergisel Schanze durch die Sillschlucht rein ins
Stubaital nach Telfs. Rauf auf den 1. Berg, Burgstalljoch, wieder runter
nach Neustift, ganz hinein ins Stubaital bis zur Talstation
der Gletscherbahn und rauf auf den Gletscher zur Jochdohle auf 3.150 m.
Nach einer sehr, sehr kurzen Nacht stand ich um
0:10 schon vorm Landestheater in Innsbruck und wärmte mich für die
kommenden Stunden ein wenig auf und auch mein Rucksack wurde auf die
benötigte Pflichtausrüstung kontrolliert bevor man sich
in den Startbereich begeben durfte.
Mit ca. 230 weiteren „Verrückten“
wartete ich dann auf den Startschuss, der pünktlich um 1:00 die
Innsbrucker Nachtruhe unterbrach. Es war zwar ein neutraler Start durch
die Innenstadt bis zur Bergisel Schanze angekündigt,
aber diese ersten 2,5 km hinter einem Polizeiauto wurden schon mit
einer Pace von 4:45/km gelaufen. Dadurch wurde das Läuferfeld bereits
ganz am Anfang auseinander gezogen und da ich mich beim Start im hinteren
Drittel befand, musste ich mich nach vorne kämpfen
um für den schmalen Pfad in der Sillschlucht eine gute Position zu
haben.
Das ist mir leider nicht ganz gelungen und so bin ich ca. 5 min.
hinter einer schwächeren Gruppe gelaufen, bis sich endlich eine Chance
zum Überholen ergeben hat. Durch den Waldpfad
in der Sillschlucht musste man sehr konzentriert laufen um nicht über
eine Wurzel oder Steine zu stolpern. Man ist ja sowieso noch müde und
durch die geforderte Aufmerksamkeit in der Dunkelheit (man hat nur seine
eigene Stirnlampe) wurde ich noch müder und
bekam Kopfschmerzen.
Nach ca. 19 km (2:04) ist man aber in Telfs bei
Labestation 2 und dort habe ich mir einen Koffein-Shot gegönnt, der mich
sofort wieder in die Spur brachte. Kurz nach der Labestation ging es
dann richtig los und man befindet sich am Anstieg
zum Burgstalljoch. Auf ca. 10 km müssen 1.100 hm bewältigt werden.
Zuerst ging es wieder durch den Wald (dort hatte ich kurzzeitig ein
kleines mentales Tief, weil man nicht sieht wohin man eigentlich läuft)
zur Schlicker Alm und von dort in Serpentinen steil
bergauf zur Sennjochhütte. Das zuvor erwähnte Tief war dann sehr
schnell vergessen, da vor mir der Vollmond den Weg erhellte und hinter
mir langsam der Sonnenaufgang begann und den Himmel orange färbte. Von
der Sennjochhütte bis zur Starkenburger Hütte ist
man dann unter dem Burgstalljoch einen megageilen und anspruchsvollen
(links ging es fast senkrecht bergab) Trail bei Sonnenaufgang gelaufen.
Fast alles was man zuvor bergauf gelaufen ist, muss man dann wieder
runter nach Neustift (Halbzeit).
Fürs Bergablaufen
habe ich ein gewisses Talent und habe es entsprechend krachen lassen.
Ab Neustift läuft man durch das Tal entlang des Wassers auf gemächlich
ansteigenden Trails und befestigten Schotterwegen vorbei an einigen
Wasserfällen und am WildeWasserWeg. Bei der Doadler
Alm (43 km in 6:16) wartete zum 1. Mal meine Freundin auf mich und ich
machte eine längere Pause um zu Frühstücken. Davor hatte ich fast nur
Gels und Riegel gegessen, davon bleibt aber nicht viel im Magen und
deshalb gönnte ich mir einige Brote mit Marmelade
und Honig und auch Kuchen. Gestärkt und mit guter Laune absolvierte ich
dann die nächsten 10 km bis zur Mutterberg Talstation. Hier beginnt der
Schlussanstieg (10 km und 1.400 hm) auf den Stubaier Gletscher. Und
auch mein Rennen ging jetzt erst richtig los.
Ich war im Flow. Plötzlich realisierte ich, dass ich viel besser
unterwegs war, als ich mir gedacht habe. Zuerst war mein Ziel um die 11
Std. zu finishen, aber jetzt ging sich eventuell ein Finish unter 10
Std. aus. Nochmals zusätzliche Motivation. In der
prallen Sonne kämpfte ich mich zur Dresdner Hütte und auf den letzten 5
km zündete ich dann den Turbo. Als ich 2 Teilnehmer überholte, sagte
ein Zuseher, dass ich mir soeben Gesamtplatz 25 erkämpft hätte.
Jetzt
ging es richtig mit mir durch und ich holte alles
aus mir raus. Ein weiterer Läufer wurde überholt. Nun wurde es immer
schwieriger und man musste Schneefelder und Geröll queren. Am Eisgrat
angekommen, konnte ich nochmals kurz durchschnaufen bevor es am
Gletschereis eine Skipiste gerade bergauf ging. Eine
nie enden wollende Gerade.
Man hat nicht genügend Halt am Schnee und
rutscht und auch die Schuhe saugen sich mit Wasser voll. Augen zu und
durch. Wieder konnte ich einen weiteren Teilnehmer überholen und ich sah
schon die nächsten Drei nicht weit von mir entfernt.
Sie gingen nur mehr. Nach der Skipiste ging es kurz bergab in eine
Senke bevor es vorm Ziel nochmals steil wurde. Dies nutze ich aus und
schaltet nochmals in den Laufmodus um 200m vorm Ziel auch diese 3
Teilnehmer zu überholen. Mit einem lauten Befreiungsschrei
überquerte ich nach 10:07:51 die Ziellinie auf der Jochdohle (3.150 m)
als Gesamt 20.
Sieger: Cristofer Clemente (Spain) in 7:31:34
Im Aftermovie bin ich 3mal zu sehen. Am Schluss des Films sieht man mich sehr emotional im Ziel ;-)